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Nicht aus allem wird immer gleich ein Aufsatz. Hier eine Übersicht über aktuelle Arbeitsthemen, mit denen ich mich befasse - oder es wenigstens versuchen.

  • Finanzkrise – worum geht es?

In den letzten Wochen macht das Wort von der Finanzkrise die Runde. Was steckt dahinter?
Der Begriff der Finanzkrisen beschreibt einen Zustand der Wirtschaft, in dem die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage von Geld (hier vor allem Krediten) ein Ausmaß annimmt, in dem dieses seine Funktionen nicht mehr ausfüllen kann. 
Finanzkrisen werden dadurch ausgelöst, dass Banken oder andere Unternehmen, die mit Wertpapieren oder Krediten handeln, ihre Verpflichtungen gegenüber InvestorInnen (Anlegerinnen), deren Geld sie verwalten oder anderen Finanzunternehmen, bei denen sie sich ihrerseits verschuldet haben, nicht mehr bedienen können. Dahinter steht meist, dass von diesen Unternehmen selbst an Konsumenten oder Unternehmen vergebene Kredite von diesen nicht mehr bezahlt werden können. Im Unterschied zu den „normalen“ Überproduktionskrisen basieren Finanzkrisen nicht unbedingt auf einer umfassenden spekulativen Ausweitung von Kapazitäten im Bereich der Güter- oder Dienstleistungsproduktion. In diesen „normalen“ Krisen beruht der zeitweilige Zusammenbruch der wirtschaftlichen Beziehungen darauf, dass Unternehmen in Erwartung wachsender Einnahmen ihre Produktionskapazitäten ausweiten. Da diese Erwartung von vielen Unternehmen geteilt wird, kommt es an einem bestimmten Punkt zu Überkapazitäten, relativ zur Nachfrage. Die Unternehmen müssen, um ihre Produkte absetzen zu können, ihre Preise senken, können damit die Schulden bei ihren Lieferanten nicht mehr bezahlen. Nicht absetzbare Produkte und zahlungsunfähige Produzenten bringen die Zulieferer in analoge Schwierigkeiten. Es beginnt eine Entwertung von Kapital (Konkurs, Verkauf von Waren unter Wert), entsprechend sinken die Löhne und wächst Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig aber findet auch Konzentration des Kapitals der zusammengebrochenen Unternehmen bei denen, die die Krise überstehen, statt. Resultat ist eine Neugruppierung des Kapitals entsprechend der in diesem Moment existierenden zahlungsfähigen Nachfrage. Damit beginnt der Zyklus von neuem. 
Die klassische Krise ist also Ausdruck von Spekulation in der Produktion. Finanzkrisen erwachsen hingegen aus der Spekulation mit Krediten, Wertpapieren oder auch mit Geld (Währungen) selbst. Insofern sind sie „Spekulation in Potenz“, Spekulation in und mit der Spekulation - auch wenn eine Beziehung zu anderen Bereichen der Wirtschaft besteht. 
Auslöser der aktuellen Krise war, dass in den USA in erheblichem Maße Baukredite (Hypothekendarlehn), die an Privatkunden mit nur mäßiger Zahlungsfähigkeit vergeben wurden (Subprime-Kredite), von diesen nun nicht mehr bezahlt werden können. Im Kampf um Marktanteile haben Unternehmen Kredite an Menschen vergeben, die sich eigentlich einen Hausbau nicht leisten können. Entweder, sie waren von vornherein dazu nicht fähig, oder sie sind durch kleinste Veränderungen ihrer Lebensverhältnisse zahlungsunfähig geworden. Arbeitslosigkeit, sinkende Löhne, Krankheit können dafür Ursache sein. Wenn dies im Einzelfall geschieht, ist das durch die Unternehmen zu verkraften – wenn dies massenhaft der Fall ist, wird es zum Problem. Die Geschäftspolitik der Banken und Finanzunternehmen in den USA orientierten sich eben nicht an den Veränderungen, die sich in den USA in den letzten Jahrzehnten abgespielt haben: die wachsende Schere in der Einkommensverteilung, nicht zuletzt durch Wirtschaftspolitik unterstützt, wurde unterschätzt: Lawrence Summers, ehemaliger US-Finanzminister und nun Professor an der Harvard-Universität stellt fest, dass die unteren 80 Prozent der Familien 2004 im Vergleich zu 1979 um 664 Mrd. US-$ ärmer sind, als sie es bei statischen Verteilungsverhältnissen gewesen wären. Eine andere Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die Einkommen von 90 Prozent der US-Amerikaner 2005 im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent oder 172 US-$ gefallen seien. 

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  • Notizen zur Frage der Rolle der Produktivkraftentwicklung in gesellschaftskonzeptionellen Diskussionen

Beschäftigung mit Produktivkraftentwicklung bedeutet aufzudecken, warum sich die Situation der verschiedenen Akteure in der Gesellschaft verändern, worauf die Veränderung von Kräfteverhältnissen beruht, welche Aufgaben politische Kräfte bei der Entwicklung wirtschaftspolitischer Vorstellungen berücksichtigen müssen… kurz gesagt Technik, Technologien und sonstige Voraussetzungen bzw. Momente des Produktionsprozesses auf ihre gesellschaftliche Qualität, auf ihre Qualität als gesellschaftlich angewandte Produktionsbedingungen hin zu betrachten.

Vor allem die Bewertung von Arbeit in kapitalistischen Unternehmen (als historisch konkreter Ausdruck des erreichen Grades gesellschaftlicher Arbeitsteilung bzw. Vergesellschaftung)  bzw. generell Arbeit in technologischen Zwangsregimen hängt auf das engste mit der Bewertung des Entwicklungsstandes der PK zusammen. 

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  • Versuch zu Geschichte und Wirtschaftsgeschichte

Was macht Gesellschaft aus, was macht den Menschen aus? Die Antwort auf diese Fragen bestimmt die Antwort auf die Zukunft von Arbeit und Sozialem, der nach dem, was Freiheit und Verantwortung bedeuten und bedeuten können. Keine der Fragen und der möglichen Antworten sind voraussetzungslos. Wir Menschen als Individuen im engsten Sinne wie auch als gesellschaftliche Wesen sind nicht frei - in beiderlei Hinsicht bewegen wir uns immer als Träger von Geschichte. Unsere Erfahrungen, unsere Werte und Antriebe sich sowohl biologisch-geschichtlicher wie auch gleichzeitig gesellschaftlich-geschichtlicher Natur. Das Bindeglied zwischen beidem ist die Arbeit. Arbeit im Sinne der zielgerichteten bewussten Auseinandersetzung mit der Natur, der bewussten Veränderung der Umwelt entsprechend den eigenen Bedürfnissen und des eigenen Zusammenlebens. Die Gleichzeitigkeit von Naturveränderung und gesellschaftlicher wie auch individueller Fortentwicklung macht den Unterschied von Mensch und Tier aus.

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  • Von der Produktion der „Unterschicht“ in Deutschland

    Hinter der „Unterschichten“-Rethorik steht ein neues Problem, das sich in den letzten 20 Jahren entwickelt hat. Mit der Agenda 2010 und den anschließenden Hartz-Reformen ist durch die Politik der Bundesregierung eine Situation geschaffen worden, in der die bereits seit Jahrzehnten konstatierte Tendenz zu „Armutskarrieren“ in die Konstituierung einer neuen Schicht umgeschlagen und in ihrem massenhaften Ausmaß sichtbar geworden ist. Die grundlegenden Schwächen des bundesdeutschen Sozialstaates haben sich mit einer Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Machtverhältnisse in der Gesellschaft in einer Art verbunden, die eine neue Realität geschaffen hat. Durch die Armutsberichte seit mindestens Anfang der neunziger Jahre ist dieser Prozess dokumentiert - Politik hätte darauf reagieren können. Die Entwicklung ist billigend in Kauf genommen worden: Anfang der neunziger Jahre antwortete die CDU-Regierung auf eine Anfrage der SPD bzgl. der Armutsentwicklung, dass es in Deutschland keine Armut gäbe - es gäbe ja das BSHG.

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